ãDer Engel des HerrnÒ
13. Oktober, Fatimatag im
Rosenkranzmonat! WorŸber soll heute gepredigt werden? †ber den Rosenkranz? Ich
tat es schon am 13. August mit dem Blick auf den gro§en Frauentag Mariae
Himmelfahrt und es geschah hier in Loreto sicher auch am vergangenen Sonntag,
der diesmal mit dem Rosenkranzfest zusammenfiel. Aber Ÿber ein marianisches
Gebet mšchte ich heute zu euch, BrŸder und Schwestern, sprechen, das wieder
viel mehr unsere Beachtung verdienen wŸrde! Es ist der ãEngel des HerrnÒ mit dem
dreimaligen GebetlŠuten am Morgen, Mittag und Abend!
Wer betet denn heute noch den
ãEngel des HerrnÒ? Es sind wohl nur noch ganz wenige. Und doch wŠre diese
Tagesweihe am Morgen, Mittag und Abend an den menschgewordenen Sohn Gottes und
seine jungfrŠuliche Mutter Maria so schšn und sinnvoll.
Sehen wir uns dieses Gebet, seine
Geschichte und seine Bedeutung einmal nŠher an mit dem Ziel, uns selbst wieder
mehr fŸr diese schšne Form der Verbundenheit mit Christus und Maria zu
begeistern und andere wieder dafŸr zu gewinnen.
Denn diese kurze Gebetspause am
Morgen, Mittag und Abend jeden Tages tŠte uns bei der Hast und Unruhe unserer
Zeit – wir leiden ja an der gefŠhrlichen Angina temporis – so gut,
um uns nicht ganz ins Irdische zu verlieren und immer wieder Mut zu holen in
der Verworrenheit unserer Zeit!
Wie der ãEngel des HerrnÒ zum
GebetlŠuten am Morgen, Mittag und Abend gebetet wird, brauche ich diesem Kreis
nicht erst zu sagen. Im ãLexikon der MarienkundeÒ (I/217) wird der ãEngel des
HerrnÒ (nach seinem lat. Anfang ãAngelusÒ oder ãAngelus DominiÒ genannt) so
definiert: Der ãEngel des HerrnÒ besteht aus drei beim Angelus-LŠuten gebeteten
Ave Maria nach je einem auf die Menschwerdung Gottes bezŸglichen Text, der 1.
die Engelsbotschaft (Lk 1,28-35), 2. die Einwilligung Marias (Lk 1,38) und 3.
die Menschwerdung Gottes (Jo 1,14) enthŠlt und so lautet: ãAngelus Domini
nuntiavit Mariae (Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft) – R.
Et concepit de Spiritu Sancto (Und sie empfing vom Hl. Geist). Ave Maria ...
– ecce ancilla Domini (Maria sprach: sieh, ich bin die Magd des Herrn)
– R. Fiat mihi secundum verbum tuum (Mir geschehe nach deinem Wort). Ave
Maria ... – Et Verbum caro factum est (Und das Wort ist Fleisch geworden)
– R. Et habitavit in nobis (Und hat unter uns gewohnt). Ave Maria ...
Dazu gehšrt noch im offiziellen,
kirchlichen Wortlaut der erst spŠter hinzugefŸgte Versikel: ãOra pro nobis
sancta Dei Genitrix (Bitte fŸr uns, heilige GottesgebŠrerin) – R. Ut digni
efficiamur promissionibus Christi (Dass wir wŸrdig werden der Verhei§ungen
Christi).
Textteile dieser Predigt fehlen!
Papst Pius XII. hat 1956 in seinem Apostolischen Schreiben
ãDum maerenti animoÒ vom 29. Juni 1956 an das 500-Jahr-JubilŠum des
mittŠglichen GebetlŠutens erinnert und hat damals die GlŠubigen der ganzen
Weltkirche aufgefordert, beim ãEngel des HerrnÒ zu Mittag vor allem an die
Kirche des Schweigens hinter dem Eisernen Vorhang im kommunistisch gewordenen
Osten zu denken, um nach dem
Beispiel der Vorfahren von Gott Hilfe zu erbitten gegen die Bedrohung aus dem
Osten. Der ãEngel des HerrnÒ vor allem in der Mittagsstunde soll – so
wŸnschte es damals Pius XII. – das gro§e Friedensgebet der ganzen
Christenheit, der vereinigte Gebetssturm fŸr die verfolgten und gemarterten
Glieder des mystischen Leibes Christi sein! Wie aktuell wŠre doch diese
pŠpstliche Mahnung von damals auch heute noch! Der ãEngel des HerrnÒ in der Mittagsstunde
war einst das gro§e Sturmgebet des bedrohten Abendlandes und ohne dieses Gebet
und ohne den Geist, der damals durch dieses Gebet geweckt worden ist, wŠre
damals Europa zu einer Kolonie Asiens geworden. Ob es nicht auch in unserer
Zeit so sein kšnnte, dass durch das Gebet des ãEngels des HerrnÒ beim
GlockenlŠuten jener wahrhaft abendlŠndische Geist wieder geweckt wird, den es
braucht um dem gottlosen Kommunismus und Materialismus aus dem Osten
standhalten zu kšnnen!
Aber nicht blo§ auf die †bung
dieser Gebetsform des ãAngelusÒ, sondern auch auf das Meditieren des
vielsagenden Gebetstextes, der dabei verwendet wird, kŠme es an: Der Text des
ãEngel des HerrnÒ – in der Form, wie wir ihn heute beten, ist zwar ganz
biblisch, geht aber doch erst in das beginnende 16. Jahrhundert zurŸck: wir
finden den heutigen Wortlaut erstmalig gedruckt in einem venezianischen Katechismus
aus dem Jahre 1560, ebenso in dem vom hl. Papst Pius V. herausgegebenen
Officium Marianum und 1577 im Katechismus des hl. Petrus Canisius. Der Wortlaut
des ãEngels des HerrnÒ ist wie ein Compendium, wie eine Kurzfassung der christlichen
Glaubenslehre; er ist eine ganz knappe Volksbibel, ein Kurzkatechismus, in
welchem uns berichtet wird, wie das Ewige Wort Gottes auf unsere Erde herabkam
und welche Antwort ihm durch die Vertreterin der ganzen Menschheit, durch die
selige Jungfrau Maria, zuteilwurde. Gott hat die sŸndige Menschheit nach ihrem
schweren Fall nicht aufgegeben, er hat sich ihrer erbarmt; der Sohn Gottes
selbst wollte einer aus uns werden, um fŸr uns zu sŸhnen, zu leiden, zu
sterben. Er wollte aber Mensch werden aus einer Jungfrau. Diese aber sollte
freiwillig dazu einstimmen. Sie tat es in vorbildlicher Weise, mit so
ergreifender Demut und mit so gro§mŸtiger Bereitschaft fŸr den Willen Gottes,
dass uns allen eigentlich gar nichts anderes Ÿbrigbleibt, als ihr
nachzusprechen, was sie gesagt hat: ãSiehe, ich bin die Magd des Herrn! Mir
geschehe nach deinem Worte!Ò Auf das hin vollzog sich im jungfrŠulichen Scho§
Mariens das Wunder der Menschwerdung Gottes. Die Erlšsung der Menschheit nahm
ihren Anfang...
Dreimal am Tag erinnert uns die
Glocke an dieses Geheimnis gšttlicher Allmacht und Liebe und an die demŸtige
Bereitschaft und Opfergesinnung des reisten und edelsten Menschen.
Dieses dreimalige Bekenntnis zur Menschwerdung Gottes aus
Maria der Jungfrau am Morgen, Mittag und Abend eines jeden Tages kšnnte,
tŠglich erneuert, in uns allen in dieser verworrenen, materialistischen Zeit
den Sinn fŸr Gott, fŸr das Heilsgeheimnis Gottes, das er in seiner GŸte und
Liebe in Christus durch Maria gewirkt hat, immer neu wecken und stŠrken und
kšnnte uns so in dieser Glaubenskrise im wahren, unverfŠlschten Glauben
bestŠrken.
Und dieser tŠgliche dreimalige
Angelus kšnnte in jeder glŠubigen Seele, in jeder christlichen Familie und
Gemeinschaft ein Klima schaffen, in welchem das wŠchst, was Maria so herrlich
bekannt und verwirklicht hat: die Dienstbereitschaft Gott und den Mitmenschen
gegenŸber, die demŸtige Ergebung in den Willen Gottes in Freud und Leid und die
Anbetung des menschgewordenen Wortes Gottes. Und immer wieder wŸrden wir durch
den ãAngelusÒ am Morgen, Mittag und Abend an den allerwichtigsten Dialog
erinnert, an den Dialog mit Gott im Gebet und an den Dialog des edelsten
Menschen mit einem Engel: der Dialog der ersten Frau und Stammmutter der
Menschheit, Eva, mit dem gefallenen Engel Luzifer hat zum Unheil und verderben
gefŸhrt; der Dialog der edelsten frau und Stammmutter der erlšsten Menschheit,
Maria, mit dem Engel Gabriel sollte Heil und Erlšsung bringen fŸr alle
Menschen, die demŸtig glauben an den SŸhne- und Erlšsertod Jesu Christi, des
Sohnes Gottes und Mariens!
Dieses schlichte, vertrauensvolle
Gebet des ãAngelusÒ am Morgen, Mittag und Abend kšnnte sich vor allem in den
Familien ungemein segensreich auswirken: Denn eine Familie, die noch gemeinsam
betet und wŠre es eben morgens, mittags und abends nur der ãEngel des HerrnÒ,
eine solche Familie hŠlt auch zusammen und bricht nicht so leicht auseinander.
Denn wie kšnnte man sich so oft im Geiste die liebwerte Gestalt der
jungfrŠulichen Gottesmutter und ihr leuchtendes Beispiel lebendig vor Augen
stellen, ohne zu ihrer Nachahmung bewegt zu werden?!
Tragt doch, BrŸder und Schwestern
im Herrn, durch euer Beispiel und euer Wort dazu bei, dass der ãEngel des
HerrnÒ wieder gebetet wird und zwar nicht nur im stillen KŠmmerlein und in der Kirche,
sondern auch in der …ffentlichkeit! Kenner der Geschichte der Volksfršmmigkeit
melden uns: es gab in frŸheren Zeiten, teilweise sogar bis herauf in die 20er
und 30er Jahre unseres Jahrhunderts, in den Dšrfern und MŠrkten und teilweise
auch noch in den StŠdten niemanden, der nicht beim ersten Glockenschlag zum
ãEngel des HerrnÒ, sei es in den HŠusern, sei es auf den Stra§en und Feldern,
sich zum Beten angeschickt hat, um Maria zu gr٤en und zu bitten. Es ist anders
geworden. Man ist feige geworden. Man betet noch – wenn es hochgeht
– in den Kirchen und im stillen KŠmmerlein, aber die Stra§e, die
…ffentlichkeit kennt nicht mehr das Gebet. Das ehemals christliche Abendland
hat immer mehr ein sŠkularisiertes, ein entsakralisiertes, ein
entchristlichtes, ein atheistisches Antlitz bekommen und ist zur Welt ohne Gott
geworden. Die Glocken lŠuten zwar noch am Morgen, Mittag und Abend. Aber sie
finden weithin kein Echo mehr im Gebet.
Ein Bischof aus dem Fernen Osten
erzŠhlte, wie seine Neuchristen Ÿberall, im Zug oder auf dem Marktplatz, auch
mitten in ganz heidnischer Umgebung, mittags 12 Uhr niederknien und den ãEngel
des HerrnÒ beten. Und der Heide Ostasiens findet das selbstverstŠndlich.
Konsequent vorgelebtes Christentum imponiert den Heiden. Der wieder mutig vor
aller Welt gebetete ãEngel des HerrnÒ, dieses Bekenntnis einer
wiedererwachenden Christenheit, sollte unsere Losung werden. So meinte vor ein
paar Jahren der gro§e schweizerische katholische Publizist und Seelsorger
PrŠlat Robert MŠder. Ob wir uns das nicht zu eigen machen kšnnten und sollten?!
Manche mšchten gerne das Beispiel hunderter glŠubiger MŸnchener auch in
Salzburg nachahmen, die jeden Samstagabend vor der MariensŠule in der
Stadtmitte MŸnchens zusammenkommen, um dort šffentlich den Rosenkranz zu beten.
Ob wir nicht mit dem ãEngel des HerrnÒ beim LŠuten der Glocken anfangen
kšnnten, auch in der …ffentlichkeit, allein und gemeinsam: stehen bleiben, den
Hut abnehmen, den Mut aufbringen und beten!
Ich habe es vor ein paar Jahren
in Irland erlebt: wir fuhren mittags im O-Bus durch die Hauptstadt Dublin. Was
geschah? Die O-Bus-FahrgŠste und auch der O-Bus- Schaffner nahmen mit einer
SelbstverstŠndlichkeit sondergleichen den Hut, die MŸtze ab und der ganze volle
O-Bus wurde beim LŠuten der Glocken still: Betende Menschen in der Hast einer
Gro§stadt!
Etwas von dieser katholischen
Haltung des katholischen Volkes der Iren sollte auch in uns wieder lebendig
werden, nicht zuletzt durch unser persšnliches BemŸhen, den Morgen, den Mittag,
den Abend eines jeden Tages dem stillen Gebet zu weihen im Gedenken an das
Geheimnis der Menschwerdung Gottes aus Maria der Jungfrau, der Kšnigin des
Friedens und de Vermittlerin des Friedens.